Anwenderbericht: JVC MP-C33

von Andreas Stürmer


Der JVC im Vergleich zu einem PocketPC Smartphone und einem Tablettrechner

Wie viele andere Technik- und Elektronikfanatiker habe auch ich ein kleines Sortiment an Organizern herumliegen. Momentan habe ich einen MDA Compact mit WindowsMobile 2003 und Touchscreen (hat sich meine Freundin eingenäht), ein Siemens SIMpad SL4 mit CE.net 4.2 und Touchscreen (verstaubt zunehmend in der Schublade) sowie meinen Favoriten, einen JVC MP-C33 mit Tastatur und Touchscreen (schmückt den Schreibtisch) in meinem Fuhrpark. Jedes Teil hat so seine Macken, seine Vor- und Nachteile. Was wozu taugt und warum, hängt natürlich von den individuellen Präferenzen ab. Entsprechend ist alles weitere sehr subjektiv... :-)


Größenvergleich von oben nach unten: MDA compact, JVC MP-C33, Siemens SIMpad

Fangen wir mal beim Business Teil für unterwegs an, welches viel können, aber auch in die Hosentasche passen soll - dem MDA Compact. Wie der Name schon vermuten läßt, ist das Teil - nunja - sehr kompakt. Der MDAc hat zwar ein physikalisch hochauflösendes Display, das aufgrund der geringen Abmessungen aber doch nur 240x320 Pixel darstellt bei 16 Bit Farbtiefe, eine 416 Mhz XScale CPU und 64 MB RAM, all das sehr klein verpackt und meiner Meinung nach auch etwas unhandlich für einen PDA, dafür aber noch ganz annehmbar als Telefon.

Das Gerät hat natürlich Pocket Office im ROM. Wow, Office in der Hosentasche! Klar, der Gedanke ist toll, würde es doch alle anderen PDAs überflüssig machen. Jedoch kann man damit nicht wirklich viel anfangen, außer man freundet sich irgendwie mit der kleinen Onscreen-Tastatur an. Die reicht meiner Meinung nach gerade noch für kurze SMS, selbst für die Beantwortung von Emails von unterwegs via GPRS ist dieser Weg der Worteingabe zu umständlich, da man bei dem "kompakten" Display schon sehr genau zielen muß.

Zur weiteren Ausstattung gehören die üblichen PocketPC-Programme wie Messenger, ActiveSync und das Kalendarium. Aufgaben, Kalender, Kontakte und ein Rechner helfen unterwegs ganz gut. Daneben besitzt der MDA Compact noch eine 1.3 Megapixel Kamera sowie eine SDIO Kartenslot, Bluetooth und Infrarot. Im Kartenslot ist somit auch der Betrieb von Wireless LAN Karten im SD-Format möglich. Bluetooth eignet sich beim MDA Compact hervorragend zur Verbindung mit GPS-Mäusen. Navigationssysteme aller Art - zum Beispiel TomTom - lassen sich so problemlos auf dem Gerät nutzen. Gar nicht schlecht für ein Telefon :-).

Theoretisch läßt sich mit dem MDAc auch im Internet surfen. Der Pocket Internet Explorer ist gar nicht so schlecht, auf einem 320x240-Display aber doch arg beschnitten. Zur Not taugt das, Spaß macht das Surfen damit aber nicht. Ganz im Gegensatz zum Siemens SIMpad, gewissermaßen dem großen Bruder - zirka sechsmal größer - des kleinen MDAc. 

Das SIMpad ist ideal für jede "Couchkartoffel", also für Leute, die gerne vom Bett oder vom Sofa aus im Internet surfen, Online-Zeitungen lesen, in Online-Shops stöbern oder was auch immer. Mit einem PCMCIA-Slot ausgestattet, kann dazu zum Beispiel eine WLAN-Karte (leider nicht jede x-beliebige) eingesteckt und genutzt werden. Leider hat das SIMpad ansonsten keine nennenswerten Erweiterungsoptionen - lediglich SmartCard (zur Zugriffssicherung) und einen USB-Sync-Anschluß (kein Host-Port).
Das SIMpad hat einen 206 Mhz schnellen StrongARM-Prozessor sowie 64 MB RAM unter der Haube.

Standardmäßig gibt es das SIMpad nur mit HPC 2000 im Handel. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit bot Siemens ROM-Images mit CE.NET 4.0 und 4.1 (letzteres nur in Englisch) zum Selber-Flashen an. Meines habe ich in England bei Simon Mullenger auf CE.NET 4.2 "aufbohren" lassen, nicht zuletzt wegen einiger Zusatzfeatures (mehr dazu hier).

Von der Auflösung her ist das SIMpad mit 800x600 Bildpunkten dem kleinen MDA Compact natürlich haushoch überlegen. Der Bildschirmaufbau auf der Windows Oberfläche ist manchmal schon etwas zäh. Die große Auflösung gemeinsam mit dem schwächeren Prozessor lassen das Pad nicht gerade das Dasein einer Spielemaschine fristen, da punktet eindeutig der MDAc. Patt herrschscht zwischen beiden, wenn's um das Eingeben von Text geht - auch am SIMpad ist das über die virtuelle Onscreen-Tastatur nicht wirklich ein Spaß. Wer wie ich häufiger mal auch lange Texte tippen muß (oder möchte), ist mit beiden Geräten nicht gut bedient. Deshalb greife ich, seit ich ihn habe, immer häufiger zum JVC MP-C33. Aber nicht nur deshalb, der JVC hat noch jede Menge andere Qualitäten.


Nicht nur schön, sondern auch praktisch: der JVC MP-C33.

Schon der Anblick läßt Herzen höher schlagen: Mattes silbernes Äußeres, glattpoliertes blaues Inneres mit einer Tastatur im Standard-Layout eines Notebooks, hochauflösendes 16 Bit Farb-Display mit 1024x600 Pixel (siehe Screenshot) bei einer Baugröße weit kleiner als das SIMpad von Siemens - wow! Warum also überhaupt noch abgeben mit MDAc oder SIMpad?

Manche mögen vielleicht munkeln: "Der MIPS Prozessor ist mit 180 Mhz ist vielleicht ein bißchen leistungsschwach, nicht wahr?" oder auch "Die 32 MB RAM, das ist doch nicht viel?" Tatsächlich ist der JVC rein vom Gefühl beim Arbeiten fast schneller als das SIMpad - obwohl dessen CPU nominell höher getaktet ist und die Bildschirmauflösung des JVC deutlich größer ist, deswegen ja wohl zwangsläufig der ganzen Hardware etwas mehr Leistung abverlangt. Die 32 MB RAM sind vollkommen ausreichend nach meinen Erfahrungen, denn der JVC HandheldPC hat einen eingebauten CompactFlash Kartenslot, der mit einer Klappe verdeckt ist und somit nicht auffällt. Man kann sämtliche Programme, Spiele oder Grafiken und Musikfiles auf einer CF Card speichern. Ich habe hier eine 1 GB CompactFlash Karte von Kingston in meinem JVC, darauf sind einige Programme wie TextMaker, Powerpoint Editor und HTMLedit sowie alle meine Daten und Dokumente... Im Prinzip ist diese Speicherkarte so "aufgeräumt" hinter der Abdeckklappe wie eine eingebaute kleine Festplatte.

Weiters ist ein PCMCIA Slot (z.B. für Wireless LAN) und ein USB Host-Port integriert. Die USB-Buchse (USB 1.1) kann ich mir beim besten Willen nicht mehr wegdenken - der JVC unterstützt von Haus aus so ziemlich alle USB-Mäuse, sogar eine Logitech Funkmaus mit USB-Receiver funktioniert. Auch USB-Tastaturen (haben etwas größere Tasten, was manchmal doch hilfreich ist) und USB-Speichersticks (mit 3rd Party Treiber) können genutzt werden. Sogar eine original Apple-Tastatur mit angestöpselter Maus funktioniert ohne extra Treiber tadellos - ich staune.

Optional gibt es noch ein VGA-Kabel, um den HandheldPC an einem herkömmlichen VGA-Monitor oder Beamer anzukoppeln. Mit externer Tastatur und großem Monitor arbeitet sich am JVC damit praktisch genauso komfortabel wie an einem herkömmlichen PC.

Softwaremäßig ist der JVC mit den üblichen HPC 2000 Paketen ausgestattet: Pocket Office mit Pocket Outlook sowie Terminplaner, Agenda und Aufgabenliste. Außerdem ist JVC-eigene Software für Bild- und Videobearbeitung integriert. Hier gibts zum Beispiel PicturePalette, ein kleines Bildbearbeitungstool, und PictureAlbum als schnellen Bildbetrachter. Weiters ist im ROM noch die Software StillCapture und VideoCapture implementiert. Man kann damit Stand- beziehungsweise Bewegtbilder (sozusagen kleine Filme) über eine JVC-eigene Kamera aufzeichnen direkt am Handheld. Leider fehlt mir eine solche Kamera und Treiber für ähnliche Modelle via USB oder Infrarot gibt es nicht. Schade eigentlich, das wäre sicherlich ein Renner!


GS Player macht den JVC zur Jukebox.

Durch die eingebauten Stereolautsprecher wird jede Playliste mit GS Player ein Hochgenuß - die 3D- und Surroundfunktion wird tadellos unterstützt und die Musik ohne Probleme wiedergegeben. Ab und an, beim Betrachten von bandbreitenintensiven Websites und gleichzeitigem Hören von Musik (128 kBit), ist ein kleines, nur bei aufmerksamem Hinhören wahrnehmbares Ruckeln im Ton zu vernehmen, das aber wirklich so selten, daß es nicht wirklich als störend empfunden wird.

Ein weiteres kleines Gimmick des JVC sind die netten und durchaus sinnvollen Shortcut-Keys, welche in die Tastatur eingebettet sind. Von Outlook über Office Programme bis hin zu ActiveSync kann alles per Knopfdruck gestartet werden. Natürlich lassen sich diese Buttons auch selbst definieren, wenn man Fremdsoftware - wie ich zum Beispiel ListPro - oft nutzt, kann man dies mithilfe eines in der Systemsteuerung eingebetteten Tools konfigurieren.

Ein Wort zum Internet Explorer... Viele mögen denken, der unter H/PC 2000 integrierte IE4 sei ziemlich veraltet. Geb' ich vollkommen zu, er ist es ;-) So kommt es schon mal vor, daß einige Websites falsch dargestellt werden, manche funktionieren gleich gar nicht. Was zunächst mal noch gar nichts heißt... Viele Websites lassen sich nämlich mit dem veralteten IE4 immer noch mehr oder weniger sauber darstellen, würde nicht die Site selbst den IE4 von Haus aus unnötigerweise abweisen über mitlaufende Scripte. Das Programm Tweaks2K2 (PayWare) bietet die Möglichkeit, den IE4 auf wahlweise IE5.5 oder gar IE6 zu "patchen" - der IE4 gibt sich dann schlicht als modernere Version des Internet Explorer aus, mehr leistet der Patch nicht. So ist es nun zum Beispiel auch möglich, eBay auf dem JVC zu nutzen.


Auch eBay läuft auf dem "gepatchten" IE4 des JVC endlich.

Natürlich gibt es auch für diesen Handheld Zusatz-Software - sowohl Freeware als auch Payware. Grafikprogramme gibt es, Text- und DTP Programme und auch Spiele (DoomLegacy läuft ganz gut auf dem JVC) - jedoch sicher nicht in dem Ausmaß und der Grafikqualität, die manche PocketPC-User erwarten. Ein HandheldPC ist auch nicht unbedingt zum Spielen geeignet. Insofern ist er eben leider doch nicht ganz die sprichwörtliche "eierlegende Wollmilchsau", aber nahe dran: Dieser nette Bericht hier wird gerade live auf dem JVC MP-C33 mit TextMaker getippt, während ich gemütlich meinen Sohnemann ins Bett bringe und nebenbei meinen Intellekt mit Spongebob Schwammkopf weiterbilde.

Fazit:
Wer ein Gerät sucht, welches zum Surfen als auch zum Verwalten von Emails und Agenden genutzt werden kann, Musik in exzellenter Qualität spielt und auch einen guten Eindruck macht, sollte den JVC MP-C33 unbedingt in Erwägung ziehen. Durch seine kleine Bauweise, sein geringes Gewicht und seine umfangreichen Funktionen ist der JVC für unterwegs sehr zu empfehlen. Er paßt zwar nicht in die Hosentasche, dafür aber unter den Arm zur Zeitung. Sieht sogar schicker aus, als eine Beule in der Hose, verursacht durch einen MDA Compact ;-) Schade, daß der JVC nicht auch als Telefon taugt, sonst hätte der MDAc wohl ausgedient. Schade auch, daß sich immer mehr Websites trotz aller Trickserei mit dem alten IE4 nicht mehr hunderprozentig sauber darstellen lassen, sonst wäre auch das SIMpad wahrscheinlich schon passe.

15. September 2005
Andreas Stürmer

Namentlich gekennzeichnete Anwendertestberichte geben ausschließlich die Erfahrungen und Meinungen des Autors wieder.


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