Anwenderbericht: Siemens SIMpad SL4

von Andreas Stürmer


Seit ungefähr einem Jahr darf ich mich SIMpad Besitzer nennen, gekauft habe ich das Teil "gebraucht" (für 15 Minuten in Betrieb) von einem Arbeitskollegen.

HPC 2000

Vorinstalliert war das Betriebssystem HPC 2000, welches auf dem 800x600 Display des SIMpad klarerweise sehr gut und leserlich ankommt. Aufgrund der doch etwas größeren Bauweise - im Gegensatz zu heutigen PocketPCs - ist das SIMpad natürlich am Besten zum Surfen im Web geeignet. Doch auch Office-Anwendungen oder gar Spiele sind auf dem SIMpad möglich. Hier sollte man jedoch den begrenzten internen Speicher mit 64 MB und die nicht ganz so flotte 206 MhZ StrongARM CPU im Hinterkopf behalten. Der Speicher läßt sich natürlich jederzeit mit diversen handelsüblichen Speichermedien wie CompactFlash, MMC, SD oder gar MemoryStick erweitern - hierzu ist jedoch ein dementsprechender PCMCIA Adapter von Nöten (6in1 Adapter gibt's bereits ab 9 Euro).

Womit wir auch schon bei der Software angekommen sind... Im HPC 2000 Paket des SIMpad sind standardmäßig folgende Softwarekomponenten enthalten:

  • PocketOffice (Outlook, Word, Excel, Powerpoint)

  • das gute alte Pocket Paint

  • ActiveSync

  • Terminal Software

  • Remote Desktop Verbindung

  • einige Konfigurationstools für RF/WLAN

Erweiterungssoftware kann natürlich jederzeit für HPC 2000 dazuerworben oder gar gratis im Internet downgeloadet werden. Von Audio- über Grafiksoftware bis hin zu sehr guten Newsreadern ist alles zu haben.

CE.NET 4.0/4.1

Natürlich ist HPC 2000 nicht das aktuellste Betriebssystem, wie wir wissen, es folgt CE.NET. Offiziell wurde von Siemens nur ein ROM-Image in der Version 4.0 veröffentlicht (in Deutsch und Englisch). Später gab es auch eine mehr oder weniger offizielle 4.1 Version - jedoch nur in Englisch und mit sehr vielen Bugs. Es funktionierte zum Beispiel die Stifteingabe nicht korrekt, aber auch der Remote Desktop konnte nicht genutzt werden, weil keine Signale der On-Screen Tastatur zum Host-PC gesandt wurden.

Im Gegensatz zu HPC 2000 bietet CE.NET 4.0 keine PocketOffice Software sondern nur sogenannte OfficeViewers. Betrachter-Tools für Word, Excel und Powerpoint sowie Acrobat PDF. Dafür ist die etwas umfangreichere Mail-Software Pocket On-Schedule von Odyssey enthalten.
Die Einstellungen einer Remote Desktop Session können nun bereits in einem .RDP File gesichert werden, um später jederzeit und schnell geladen zu werden.

Auch die Systemstabilität hat sich im Vergleich zu HPC 2000 um einiges gebessert. Man benötigt jedoch zum Ausführen bestimmter Programme oder Spiele ein paar Sonderfiles, da diese normalerweise nur unter HPC 2000 lauffähig sind.
CE.NET 4.0 ist hier schon ein großer Sprung gegenüber dem veralteten HPC 2000, jedoch mit einem großen Minuspunkt - dem Fehlen der Office-Software.

Linux

Weiters gibt's nun aber auch Linux für die SIMpad Serie - egal ob das SL4, SLC oder gar das CL4 (natürlich mit weniger Fähigkeiten aufgrund des geringeren Speichers). Hierzu sollte man jedoch einiges an Wissen bezüglich des Flash-Vorgangs mitbringen. Flasht man ein ROM-Image falsch, kann's schon mal passieren, dass das Leben eines SIMpad endet. Es gibt hierzu aber sehr umfang- und detailreiche Beschreibungen im Internet.

Ich hatte LinuxOPIE nur einen Tag lang auf meinem SIMpad, da es partout meine Prism WLAN Karte nicht erkennen wollte. Also kam wieder CE.NET 4.0 drauf... ;o)


Der Beweis: CE.NET 4.2 gibt's auch für das SIMpad!

CE.NET 4.2 (Simon Mullenger)

Die meisten User werden auf ihrem SIMpad entweder HPC 2000, CE.NET 4.0 oder Linux installiert haben, leider aber nur wenige das (momentan kostenpflichtige) CE.NET 4.2 von Simon Mullenger, welches einige neue Features und Bugfixes bietet:

  • IPSM, Fixspeicher - geht auch nach einem Reset nicht verloren

  • aktuelle Remote Desktop Version mit funktionierendem On-Screen Keyboard

  • Windows CE.net Framework Support

  • Bluetooth Support

  • 2-sprachiges Betriebssystem (ein Umschalten zwischen DE und/oder EN ist möglich)

  • Zusatzschriftarten

  • Internet Explorer 6.0 mit Javascript/VB-Script und PNG-Support

  • Mediaplayer 9.0

  • Microsoft Messenger 4.0 (funktioniert nun perfekt!)

  • ActiveSync/ Internet/ Remote Desktop via USB

Dies sind nur einige Neuerungen der Version 4.2. Doch leider sind auch hier nur File-Viewer eingebaut und kein komplettes Office-Paket wie bei HPC 2000. Aufgrund lizenzrechtlicher Gründe die Programmpakete Macromedia Flashplayer, Pocket On-Schedule und Jeode Java VM nicht enthalten, den Citrix Client hat Simon Mullenger wegen offenkundig mangelnden Interesses seiner Kunden weg gelassen.


Neue Features: Mediaplayer 9, ein funktionierender MSN Messenger und 6,4 MB IPSM-Festspeicher

Die oben genannten neuen Features haben mich jedoch zu einem Update bewogen. Mit Freude durfte ich feststellen, dass das System nun sehr stabil läuft. Sogar der Microsoft Messenger verbindet sich problemlos zu Microsoft's Servern.

Weiters ist mir aufgefallen, dass - und das wird eventuell die Spiele-Freaks interessieren - Frank Weselohs GAPI Routine unter CE.NET 4.2 weitaus schneller läuft. Während die Voxel Demo unter HPC 2000 oder CE.NET 4.0 mit zirka 1-3 Frames im Schnitt lief, läuft es unter CE.NET 4.2 durchaus flüssig (für eine 206 MhZ CPU) mit zirka 8 oder gar mehr Frames - alles auf ein und demselben Gerät! Das Strategiespiel "Warfare Incorporated" läuft mit der Auflösung 800x600 annähernd genau so schnell wie auf einem 400 MhZ PocketPC mit einer Auflösung von 240x320 Pixel - Hut ab!

Der Fixspeicher, genannt IPSM, wird von den 64 MB RAM-Speicher abgezogen. Somit stehen mir nun nicht mehr die kompletten 64 MB RAM zur Verfügung, dafür aber sozusagen eine "Festplatte" in der Größe von 6,4 MB. Dies ist sehr nützlich, da man in diesem Speicher sämtliche Programme installieren kann, ohne Gefahr zu laufen, beim nächsten Reset alles zu verlieren und neu installieren zu müssen ;o)


Zwar bringt CE.NET 4.2 nur ein sehr dürftiges Mail-Programm mit, aber wer braucht das schon, wenn er
Remote Desktop hat?

Der Remote Desktop verbindet nicht mehr so träge wie unter CE.NET 4.0, sondern ist sehr fix am Display - auch mit 16 Bit Farbtiefe. Verbinde ich via 11 MBit WLAN Karte vom SIMpad aus auf mein Notebook mit 54 MBit Anbindung über einen 108 MBit Router, so habe ich binnen 1 bis maximal 2 Sekunden den kompletten Desktop am SIMpad-Schirm. Die Steuerung erfolgt nahezu ruckelfrei - eventuell sollte man hier auf die Ton-Umleitung aufs SIMpad verzichten. Es läßt sich somit gemütlich vom Bett oder der Couch aus der Rechner steuern/ warten/ was auch immer.

Auch wenn es andere Webpads gibt und geben wird, ich bin dem SIMpad "verfallen" und sehr zufrieden damit.
Viel Spaß auch den anderen SIMpad'lern ;o)

9. Juni 2005
Andreas Stürmer

Namentlich gekennzeichnete Anwendertestberichte geben ausschließlich die Erfahrungen und Meinungen des Autors wieder.


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