Review: demolux dbook1


Liebe auf den ersten Blick fällt schwer beim demolux dbook1. Ein schmuckloses quaderförmiges anthrazit- oder wahlweise silberfarbenes Plastkgehäuse, nicht gerade ein "Eyecatcher". Einen Design-Preis wird der chinesische Hersteller mit dem Gerät sicherlich nicht gewinnen, Funktionalität stand beim "Book Digital Smartbook G138", so die Typenbezeichnung des originalen Geräts, eindeutig im Vordergrund. Pragmatiker werden sich von solchen Äußerlichkeiten nicht abschrecken lassen, Ästheten vielleicht schon.

Liebe auf die erste Berührung fällt auch nicht eben leicht. Das Kunststoffgehäuse ist zu dünnwandig ausgelegt für die fast 800 Gramm Gewicht. Vor allem die Bodenplatte erweist sich als zu wenig formstabil, biegt sich schon bei normaler Handhabung merklich durch, was zudem das typische Plastikknarzen zur Folge hat, bekannt eigentlich nur von Billigprodukten. Da wir schon beim Tadeln sind: Das Scharnier des Klappgehäuses ist bei meinem Testgerät sehr schwergängig. In anderen Berichten dagegen heißt es, das Scharnier hätte zu viel Spiel mit dem Effekt, daß der Schließmechanismus nicht sauber einrasten kann. Hier scheint die Fertigungstoleranz erheblich zu sein.


Funktionales Design mit kleinen Schönheitsfehlern: demolux dbook1

Licht und Schatten beim Blick auf die technischen Daten: Opulente 128 MB Arbeitsspeicher hat der Hersteller dem dbook1 spendiert, dafür aber nur einen CompactFlash-Slot. Wer häufig mit Erweiterungskarten für WLAN, Bluetooth oder ähnlichem hantiert, muß also zwangsläufig seine Standard-Applikationen in den Arbeitsspeicher installieren, der großzügige Speicherausbau relativiert sich so. Das dbook1 bringt bereits einen fest eingebauten 10/100 MBit Netzwerk-Controller mit, ebenso ein GSM/GPRS-Modem, letzteres laut demolux durchaus auswechselbar, allerdings nicht direkt vom Benutzer. Darüber hinaus sind Schnittstellen Mangelware. Einen USB-Anschluß gibt es, jedoch nur verwendbar zum Synchronisieren des Geräts mit dem Desktop-Rechner. COM-Port oder IrDA sucht man vergebens. Auf der Habenseite zu verbuchen ist noch ein externer VGA-Anschluß, nützlich für Präsentationen bei Meetings oder ähnliches.

Im Zentrum des Geschehens werkelt ein Intel SA-1110 StrongARM Prozessor mit 206 MHz. Vor zwei, drei Jahren war diese CPU state-of-the-art, wurde in den meisten PocketPC 2002 Modellen verbaut, außerdem von Hewlett Packard in den HandheldPCs der Jornada 7xx-Baureihe. Zwei, drei Jahre sind in Sachen Computertechnik eine lange Zeit. Heutzutage werden in PDAs eigentlich XScale-Prozessoren mit 400 oder wenigstens 300 MHz eingesetzt, die Ablösung durch neue, noch schnellere Chips steht praktisch vor der Tür. Der SA-1110 im dbook1 dürfte Technik-Freaks deshalb nur noch ein müdes Lächeln entlocken.

Das Lächeln vergeht Spöttern, weicht ehrlichem Staunen, sobald das dbook1 zu arbeiten beginnt. Im low-level Benchmark ist das dbook1 das schnellste Gerät im Feld der SA-1110 Riege. Zwar nach reinen Zahlen nur knapp, aber immerhin. Der subjektive Eindruck ist deutlicher. Vor allem bei Standardaufgaben geht das dbook1 geradezu rasant zu Werke. "Sichtlich" im Sinne von: Grafikaufbau und Screen Refresh der Benutzeroberfläche sind immens schnell, schneller als bei jedem anderen HandheldPC mit mindestens VGA-Auflösung, den ich bisher zu Gesicht bekommen habe, XScale-Prozessor hin oder her. Warten auf den Fensteraufbau gibt es beim dbook1 nicht. Das gewährleistet zügiges Arbeiten. Jedenfalls solange keine zu komplexen Aufgaben zu erledigen sind, mehrere Megabyte große Datenbanken gefiltert, zig Seiten lange Textdokumente umformatiert werden müssen. Dann nämlich erweist sich der betagte SA-1110 eben doch als Flaschenhals.

Aufgeklappt...

...bietet sich das dbook1 dem Betrachter ebenfalls streng funktional. Kein Schnörkel zuviel, kein nutzloser Zierat ohne wirkliche Funktion. Das 7-Zoll-Display in dem aus irgendeinem Grund etwas dick geratenen Gehäusedeckel stellt mit einer Auflösung von 800x480 Bildpunkten Oberflächenelemente scharf und groß genug dar, um auch bei Leuten noch als ergonomisch zu gelten, die nicht über die sprichwörtlichen "Adleraugen" verfügen. Die Blickwinkelstabilität ist mehr als ausreichend, um auch mal zu zweit oder zu dritt vor dem Bildschirm zu sitzen und zu arbeiten. Mäkeln kann man höchstens über die leicht ungleichmäßige Ausleuchtung des Screen. Ein besonderes Zuckerl: Helligkeit und Kontrast lassen sich über Drehregler an der linken Deckelseite einstellen, der Regelbereich ist dabei extrem groß.

Der Deckel läßt sich in recht großem Winkel aufklappen, Rasten im Scharnier gibt es keine. Das Gerät steht ausreichend stabil, kein Problem. Wer den Touchscreen als Eingabeinstrument nutzt, stört sich aber wahrscheinlich am leichten Nachwippen des Deckels, das sich nur durch Rasten oder ein aufwendigeres Scharnier abfangen ließe.

Die Tastatur des dbook1 ist gut bis sehr gut, was Größe, Anschlag, Druckpunkt betrifft, hinterläßt beim Tippen einen sehr positiven Eindruck. Weniger gelungen ist die Anordnung einiger Tasten, insbesondere der deutschen Umlaute. Zehn-Finger-Schreiber werden ihre liebe Mühe haben, sich daran zu gewöhnen. Etwas irreführend ist die Beschriftung der Taste "Alt/ Alt Gr" in meinen Augen. Auf den ersten Blick interpretierte ich die Belegung so, daß Backslash, eckige Klammern und andere Sonderzeichen über die Kombination "Fn" + "Alt" + Taste zu erreichen wären. Tatsächlich reicht "Fn" + Taste (wobei sich die Frage stellt, wofür "Alt Gr" überhaupt noch angeboten wird). Aber gut, ist Gewöhnungssache.


Ungewöhnliche Tastenanordnung: Ä, Ü, Pluszeichen und Apostroph

Abgesehen von Tastatur und Touchscreen bietet das dbook1 noch eine dritte Eingabemethode: Rechts über der Tastatur findet sich ein kleiner Plastikknubbel, der einen Mauszeiger über den Bildschirm bewegt. Die Maustasten sind in Form großer silberner Knöpfe links und rechts des Displays realisiert. Für eine komfortable Bedienung ist der Joystick etwas zu klein geraten und außerdem zu schwergängig, beides womöglich aber schlicht Gewöhnungssache. Eine ergonomische Handhaltung, um gleichzeitig den Knubbel und die rechte Maustaste zu bedienen, hat sich in meinen Tests nicht finden lassen. Linkshändige Mausführung ist gänzlich ausgeschlossen. Woran wenigstens ich mich sehr schnell gewöhnt hatte, ist eine kombinierte Touchscreen-Maustasten-Bedienung: Mit dem Stylus ein Desktopelement markieren, mit der linken Maustaste aktivieren. Das hat den Vorteil, daß automatisch das Nachwippen abgefangen wird durch die linke Hand. Gleichzeitig geht der "Doppelklick" treffsicherer vonstatten als bei reiner Touchscreen-Bedienung.

Vorderhalb der Tastatur sind mittig drei LEDs angebracht: Eine zum Signalisieren des Betriebszustandes ON/OFF, eine zur Überwachung des Akkuladens bei angeschlossenem Netzteil, die dritte zur Anzeige des LAN Traffic bei Benutzung des eingebauten Netzwerk-Controllers. Eine Signalisierung von eingestellten Termin-Alarmen über LED gibt es nicht, wobei die Plazierung der Signalleuchten dafür ohnehin äußerst ungeschickt wäre - bei zugeklapptem Gehäuse verschwinden die LEDs hinter der Deckelschließe. Größe und Leuchtkraft der LEDs ist für mich gerade noch innerhalb der Toleranz, stärkeres Licht wäre störend. Definitiv schon störend aber ist das Blinken der dritten LED bei LAN-Verbindungen.

Aufgewertet...

...hat demolux die Software-Ausstattung des Gerätes. Das originale Book Digital Smartbook G138 bringt lediglich CE.NET 4.1 mit, das im Gegensatz zu HandheldPCs früherer Generationen selbst in der teuersten Lizenz äußerst spartanisch daher kommt. Internet Explorer, Media Player, ein kleiner Mail Client samt Spar-Adreßbuch, Wordpad als Minimallösung für Textverarbeitung, das war's im wesentlichen schon, sieht man von den wenig brauchbaren Office-Viewer Programmen ab, die zwar Betrachten von Word-, Excel- und Powerpoint-Dateien erlauben, aber kein Editieren. Auch unter dem Label Zupera Smartbook oder Coxion Webbook bietet das Gerät an Software kaum mehr.

Anders das demolux dbook1. Der deutsche Distributor packt ein komplettes Office-Paket auf's Gerät. Den Textmaker für HandheldPCs gibt es ja schon eine Weile. An Textverarbeitungsfunktionen läßt Textmaker nichts vermissen, ermöglicht unterwegs ebenso komfortables Arbeiten wie im Büro oder zuhause am Desktop-PC. Käufer des dbook1 erhalten zudem die Tabellenkalkulation "Planmaker für HandheldPCs" des selben Software-Herstellers nachgeliefert, sobald verfügbar.

Aufgerüstet hat demolux auch die "Personal Information Management Software" oder kurz PIM. In der Basisausstattung mit purem CE.NET ist nur ein Mail Client zu finden. Dazu gesellt sich auf dem dbook1 die Terminverwaltung CEAgenda. Geplant ist, Kai Bruchmanns Kontakt Manager zusätzlich mit aufzunehmen, um ein vollständiges Set an PIM-Applikationen für den alltäglichen Bedarf schon in der Basisinstallation anbieten zu können. Auf Anfrage erklärte demolux, solche Änderungen an der Software-Ausstattung würden auch Bestandskunden zu gute kommen, entsprechende Updates werde es kostenlos geben.


Gemini-PIMs: Leistungsfähige Lösung für Termin- und Adreßverwaltung, allerding nur optional erhältlich.

Angeboten wird von demolux zudem gegen Aufpreis Pocket On-Schedule von Odyssey. Auf meinem Testgerät waren interessanterweise schon die Gemini-PIMs der koreanischen Software-Schmiede MTide installiert, die ebenfalls ins Zubehör-Portfolio des dbook1 aufgenommen werden sollen. Beides sind sehr viel leistungsfähigere Lösungen für PIM Power-User. Während Pocket On-Schedule eher den Ansatz des vom Windows-PC gewohnten Outlook verfolgt mit einer einzigen, zentralen Oberfläche für alle Teilaufgaben, orientieren sich die Gemini-PIMs an der von Pocket Outlook vorgegebenen Benutzerführung mit Einzelanwendungen für jedes Einsatzgebiet. Die Gemini-PIMs können direkt mit Outlook auf dem Desktop-Rechner synchronisiert werden, während bei Pocket On-Schedule ein extra Programm am PC zwischengeschaltet ist. Was mit keiner dieser Lösungen funktioniert, gleich ob mitgeliefert oder zugekauft, ist eine optische oder akustische Termin-Alarmierung im Standby-Betrieb - definitiv ein Manko des Geräts.

Die Benutzeroberfläche des dbook1 und die mit CE.NET 4.1 ausgelieferten Tools sind fast durchgängig in Deutsch. Einige Applikationen, z.B. der Internet Explorer, bieten nur englischsprachige Menüs. Offensichtlich hat Microsoft sich bei der Übersetzung von CE.NET 4.1 mehr Mühe gegeben als in der Version 4.2, die auf dem Psion Netbook Pro zum Einsatz kommt. Einige wenige Dialogfenster nur zeigen verstümmelte Texte. Ein rein kosmetisches Problem, während beim Netbook Pro ganze Buttons in der Übersetzung verschwanden.


Verstümmelte Textdarstellung im deutsch übersetzten CE.NET 4.1

Nach Angaben von demolux wird es in Kürze für das dbook1 ein Upgrade auf CE.NET 4.2 geben. Ob kostenpflichtig oder nicht, war noch nicht zu erfahren bzw. scheint derzeit auch noch nicht final beschlossen zu sein. Ob ähnlich schlecht übersetzt wie beim Psion Netbook Pro, bleibt abzuwarten.

Auf Empfang...

...ist das dbook1 dank eingebautem GPRS/GSM-Modem gleichermaßen zuhause wie unterwegs. Statusanzeigen oder Konfigurationsdialoge gibt es keine oder sind äußerst sparsam ausgelegt. Das Modem läßt sich nach Einlegen der SIM-Karte über ein eigenes Control in Betrieb nehmen oder abschalten, mehr nicht. Es gibt keine Möglichkeit, die PIN-Nummer zu speichern - aus Sicherheitsgründen zwar ohnehin nicht zu empfehlen, aber die Bevormundung des Nutzers durch schlichtes Weglassen einer entsprechenden Option stört mich persönlich. Lästig ist die PIN-Abfrage insbesondere deshalb, weil beim Umschalten in den Standby-Betrieb automatisch das Modem abgeschaltet wird und beim Wiederaufwecken manuell neu gestartet werden muß. Auch eine editierbare Liste bevorzugter Netze wäre wünschenswert für z.B. Auslandsaufenthalte. Die Statusanzeige des GSM/GPRS-Modems im Systray zeigt zwar ON-/OFF-Zustand und Empfangsstärke an, Informationen über das gerade genutzte Netz sucht man allerdings vergeblich. Hier sollte demolux noch nachbessern, zumal das integrierte Mobilfunk-Modem ja ein wichtiges Verkaufsargument ist.


Spartanisch: Konfiguration des  GSM/GPRS-Moduls

Telefonie ist über das eingebaute GSM-Modul ebenfalls möglich. demolux legt dafür eine Software-Lösung namens "iPhone" bei, die neben Telefonie auch SMS-Funktionalität bietet. Telefonie ist sowohl mit eingebautem Lautsprecher und Mikro möglich wie über ein angeschlossenes Headset. iPhone ist eine Insellösung, nicht verzahnt mit den PIM-Applikationen. Im Standby-Betrieb wird, wie oben schon erwähnt, das Mobilfunk-Modul automatisch abgeschaltet, eingehende Anrufe können von iPhone deshalb nicht signalisiert werden. Insgesamt ist die Telefonie mit dem dbook1 also nur ein Notbehelf. Das dbook1 erhebt aber auch nicht den Anspruch Smartphone zu sein.

Unauffällig im positiven Sinne arbeitet der eingebaute Netzwerk-Controller. Ein passender Treiber für den SMsC LAN91C113 Chipsatz ist installiert, der Netzwerk-Client per Default so konfiguriert, daß der Anschluß an ein LAN mit DHCP ohne weiteres Setup sofort möglich ist. Zu beachten ist, daß die LAN-Verbindung nicht im laufenden Betrieb aktiviert werden kann, d.h. zum Anschluß an ein LAN muß das dbook1 in den Standby und anschließend wieder angeschaltet werden. Hot-Plugging wäre sicherlich bequemer.

Die Netzwerk-Funktionalitäten beschränken sich auf die Standardausstattung von CE.NET. Komfortfunktionen zum Durchsuchen des Netzwerks fehlen, der Datei-Explorer bietet keine Möglichkeit zum Verbinden von Netzlaufwerken. Stattdessen muß der Anwender händisch über den UNC-Pfad navigieren (-> FAQ). Dauerhaft können LAN-Ressourcen nur über das Kommandozeilen-Tool NET verknüpft werden.

Neben dem eingebauten Mobilfunk-Modul und dem Netzwerk-Controller ist der externe VGA-Anschluß eine bemerkenswerte Besonderheit des dbook1. In Betrieb nehmen läßt sich ein angeschlossener Monitor oder Beamer durch die Tastenkombination "Fn + F6". Es können wahlweise nur externes Display, nur integriertes Display oder beide Screens gleichzeitig betrieben werden, die Umschaltung erfolgt über den genannten Tastatur-Shortcut. Am externen Ausgang liefert das dbook1 ein auf 800x600 Pixel gestrecktes Bild, die originale Darstellung in 800x480 wird dabei sichtlich in der Höhe verzerrt. Ein Konfigurationsdialog zum Einstellen der Auflösung oder der Bildwiederholfrequenz ist nicht vorhanden, soll aber noch nachgeliefert werden, heißt es.

Aufgeschlossen...

...zeigt sich demolux bislang gegenüber jeder vorgebrachten Kritik, Vorschlägen und Anregungen zum Produkt dbook1. So hat demolux auf Beschwerden wegen des zu instabilen Gehäusebodens prompt reagiert und bietet als Abhilfe an, eine Aluminiumplatte einzusetzen, die dem Gehäuse mehr Steifigkeit verleiht, leider aber auch das Gewicht merklich erhöht. Die elegantere (und gewichtsparendere) Lösung wäre selbstverständlich, die Gehäusekonstruktion insgesamt zu ändern. Ein Punkt, auf den demolux beim chinesischen Hersteller unbedingt drängen sollte.

Der Support bei demolux läuft über ein öffentliches Forum im Internet, das bis dato sogar anonymes Posten gestattet. Einerseits ein gefährliches Spiel für den Distributor des dbook1, wenn allzu mäkelige Käufer in allzu derben Worten reklamieren. Andererseits natürlich eine prima Gelegenheit, durch offenen Umgang mit Kritik und Anregungen Servicequalität unter Beweis zu stellen und so Kundenvertrauen zu gewinnen.

Jürgen Rothberger
März 2004

Unser Dank an dieser Stelle an die Firma demolux und insbesondere deren Geschäftsführer Peter H. Grunwald für das Zurverfügungstellen des Testgerätes.


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