Review: Psion Netbook Pro


Psion? Die machen doch in EPOC oder SymbianOS, oder? Nein, nicht mehr. Jedenfalls nicht ausschließlich. Das Netpad war das erste Psion-Gerät mit Windows CE als Betriebssystem, mit dem Netbook Pro hält CE nun auch Einzug in Psions klassischer Domäne, den tastaturbedienten Organizern. Das Netbook Pro wird im Gegensatz zum Netpad bislang sogar exklusiv mit Windows CE angeboten, eine Petition enttäuschter EPOC-Nutzer, Alternativen zum Betriebssystem aus Redmond anzubieten, fand beim Hersteller Psion Teklogix (noch?) kein Gehör.


Konkurrenten um die Gunst der HPC-Gemeinde: links demolux dbook1, rechts Psion Netbook Pro

Äußerlichkeiten

Die Verwandtschaft zum inzwischen vier Jahre alten Psion Netbook ist beim neuen Netbook Pro auf den ersten Blick zu sehen und sicherlich vom Psion-Marketing gewollt. Oberflächlich betrachtet könnte man tatsächlich meinen, Psion Teklogix habe das selbe Gehäuse verwendet, lediglich ein paar optische Details verändert. Eben diese Detailänderungen stoßen in der Psion-Community auf wenig Gegenliebe. So wurde z.B. der Lederbezug des alten Netbook durch eine billigere Gummierung ersetzt. Nur eine kühne Vermutung mangels Vergleichsmöglichkeit, aber der genoppte Gummibezug ist möglicherweise griffiger, rutschfester und pflegeleichter, mithin also praktikabler. Falls dem so ist, ist aus Anwendersicht eigentlich nichts einzuwenden gegen Psions Sparmaßnahme.

Wer weniger hohe Ansprüche stellt als eingefleischte Fans des alten Netbook, wird wenig auszusetzen haben am neuen Netbook Pro. Das Gehäuse ist äußerst solide verarbeitet, der Hersteller gibt einen "Schutzfaktor IP30" an und eine maximale Fallhöhe von 70cm auf teppich-gepolsterten Boden, die das Netbook Pro schadlos überstehen soll. Der Klappmechanismus des Gehäusedeckels mit dem Display ist genial und hat sich zu recht vererbt vom alten Netbook. Da wackelt nichts, der Screen läßt sich in einem sehr großen Winkelbereich aufstellen, das Gerät steht stets hundertprozentig stabil. Schön auch, daß der Klappmechanismus einen Schalter beinhaltet, der das Gerät beim Zuklappen auf Wunsch automatisch in den Ruhezustand versetzt und umgekehrt beim Aufklappen wieder aus dem Standby weckt. Über das aluminiumgrau-schwarze Design insgesamt läßt sich streiten, klar, Geschmackssache. Mir gefällt's.


Unschön und unpraktisch: Die Gummikappen der Anschlüsse neigen zum Abstehen

Es sind Kleinigkeiten, die den überaus positiven Gesamteindruck trüben. So sind PCMCIA- und CompactFlash-Slot etwas zu tief angebracht, unmittelbar über dem Gehäuseboden. Steckkarten zu wechseln ohne das Gerät wenigstens etwas zu lupfen ist beinahe unmöglich. Die Buchsen für USB, serielles Kabel und Audio-Zubehör sind mit Gummi- bzw. Plastikkappen geschützt, so weit so gut. Bedingt durch das Design des Gehäuses neigen Kanten und Ecken dieser Kappen aber zum Abstehen - unschön und unpraktisch, da so allzu leicht die Kappen aus den Buchsen gerupft werden und früher oder später abreissen.

Innere Werte

Das Netbook Pro bringt aktuelle PDA-Technik mit: Intel XScale-Prozessor mit 400 MHz und insgesamt 128 MB Speicher, davon für den Anwender nutzbar etwa 84 MB flüchtiger Speicher und rund 10 MB nicht-flüchtiger FLASH-Speicher, dessen Inhalt auch einen Hardreset oder völliges Entleeren von Haupt- und Sicherungsbatterien überlebt. Einziger Schwachpunkt des Rumpfsystems ist die verwendete Grafiklösung. Die ist definitiv nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Dies macht sich schon beim alltäglichen Arbeiten bemerkbar, wenn Dialogboxen nur mit merklicher Zeitverzögerung sich öffnen oder die Anzeige erst nach ein paar Augenblicken Denkpause aktualisiert wird - wirklich nur ein paar Augenblicke, aber doch lange genug, um bei konzentriertem Arbeiten nervig zu wirken. Erst recht schwächelt die Grafik des Netbook Pro, wenn sie in Multimedia-Anwendungen gefordert ist. Die ruckelfreie Wiedergabe von Videos etwa ist jenseits Briefmarkengröße illusorisch. Für Spieler und Multimedia-Freaks disqualifiziert sich das Netbook Pro damit gnadenlos. Und selbst bei ernsthafteren Dingen, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, selbst dem simplen Kopieren von Dateien im Explorer, werden ungeduldigere Zeitgenossen durch den trägen Bildaufbau am Netbook Pro auf eine harte Probe gestellt. Alles wie gesagt ein Problem der schwachen Grafikleistung, der Rest des Systems wäre durchaus zu einer Menge mehr fähig.

Ebenfalls einen zwiespältigen Eindruck hinterläßt das Display. Augenfreundliche 800x600 Bildpunkte bei 7,7 Zoll Diagonale, scharf und gleichmäßig ausgeleuchtet, drei Punkte auf der Haben-Seite. Ein vierter: Per Tastatur-Shortcuts läßt sich die Helligkeit des Screens unkompliziert regeln (das in anderen Testberichten monierte leise Brummen bei reduzierter Helligkeit trat bei meinem Testgerät erst bei extremer Helligkeitseinstellung auf und auch dann kaum wahrnehmbar). Schade, daß es Psion Teklogix bei dieser Option beläßt, der Kontrast ist nicht einstellbar. Gerade der Kontrast ist es, der das Display des Netbook Pro ins Mittelfeld zurückkatapultiert. Bei hellem Umgebungslicht nimmt die Lesbarkeit deutlich ab. Bessere Displays gibt es auf dem Markt, hier hat der Hersteller zu sehr gespart.

Jede Menge Pluspunkte darf das Netbook Pro in Sachen Erweiterbarkeit verbuchen. Wie schon erwähnt bietet das Gerät Slots für PCMCIA, CompactFlash und SD/MMC. Letzterer ist SD/IO-fähig, kommt also auch mit den noch wenig verbreiteten und teuren WLAN- und Bluetooth-Karten im SD-Format zurecht. Der CF-Slot ist für Typ II-Karten mit 5mm Dicke ausgelegt, ein Test mit dem als äußerst stromhungrig bekannten IBM/Hitachi Microdrive verlief völlig problemlos. PC Cards lassen sich ebenfalls wahlweise als Typ I oder II verwenden, unterstützt werden gleichermaßen alte 5V und neuere 3,3V Karten. 32bittige CardBus-Karten werden, wie bei PDAs allgemein üblich, auch im Netbook Pro nicht unterstützt (-> FAQ).

An die Arbeit!

Das Netbook Pro ist mit einer knapp DIN A4 großen Stellfläche und 1,1kg Gewicht ein ziemlicher Klotz. Als Tastatur-Organizer kann man das Gerät deshalb nicht mehr bezeichnen, das Netbook Pro gehört zweifellos bereits in die Klasse der Subnotebooks. Kein "Immer-dabei-PDA" also, der sich auf wenig mehr als PIM-Anwendungen reduzieren ließe, sondern ein Gerät, um ernsthaft damit zu arbeiten. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung, was die Tauglichkeit als "elektronisches Büro für unterwegs" betrifft.

Wichtigstes Produktiv-Tool ist und bleibt eine gute Tastatur. Und die ist beim Netbook Pro ohne Fehl und Tadel, besser als bei jedem anderen mir bekannten CE-Gerät, was Tastengröße, Anschlag, Druckpunkt betrifft. Einzig das Handling der Sonderzeichen ist gewöhnungsbedürftig, folgt eindeutig den "Standards" früherer Psion-Geräte, was Psion-Nutzern zweifellos den Umstieg erleichtert, alle anderen aber anfangs vor Probleme stellen dürfte. Sonderzeichen werden am Netbook Pro nicht mit "Alt Gr" kombiniert, sondern mit ein "Fn"-Taste. Soweit nicht unergonomisch. Wenig ergonomisch allerdings ist die winzig kleine Beschriftung der Tasten, was die Sonderzeichenbelegung betrifft. Wer nicht auf Anhieb weiß, wo welches Zeichen zu finden ist, muß zum Suchen fast schon eine Lupe auspacken.

Für Viel-, Schnell- und Gerntipper ist das Netbook Pro hardware-seitig also bestens geeignet. Wie aber sieht's mit der Software aus? Um's vorweg zu nehmen: äußerst mau. Desktop und Startmenü präsentieren sich recht aufgeräumt, was in erster Linie daran liegt, daß im Auslieferungszustand wenig Software da ist, auf die verlinkt werden könnte.

Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbank-Tools oder Präsentations-Programme sucht man auf dem Gerät vergebens. Stattdessen werden bloße "Viewer" für Microsoft Office-Dokumente mitgeliefert (plus ein PDF-Viewer), die zwar recht gut mit Dateien zurecht kommen, die auf dem Desktop-Rechner erstellt wurden, aber nur zum Anzeigen dieser Dokumente taugen und kein Editieren zulassen. Ein ärgerlicher Rückschritt gegenüber Geräten der Vorgängergeneration HPC 2000, die (fast) durch die Bank mit der kompletten Pocket Office Suite ausgestattet waren und oft noch Zusatz-Software für Faxversand, Bildbearbeitung etc. mitbrachten. Das Netbook Pro bietet außer Betriebssystem und systemnahen Tools kaum etwas. Zum einen ist das sicher ein Versäumnis seitens Microsoft; dazu später mehr. Zum anderen kann aber auch Psion Teklogix nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Schließlich liefern auch andere Hersteller oder Distributoren Produktiv-Software von Drittanbietern mit, da sie diesen offensichtlichen Mangel erkannt haben.


Ein Backup-Programm gab's erst per Betriebssystem-Update

So ganz wohl scheint Psion Teklogix ohnehin nicht dabei gewesen zu sein, das Netbook Pro mit bloßem CE.NET ausliefern zu müssen. Einen der dicksten Mängel hat man nämlich vorab behoben, um Kundenbeschwerden aus dem Weg zu gehen: Als PIM-Software wurde Pocket On-Schedule von Odyssey ins ROM aufgenommen, eine ausgereifte, sehr leistungsfähige und recht teuere Software, die Termin- und Aufgabenverwaltung, Adreßbuch und einen kompletten Mail-Client beinhaltet. Pocket Outlook wäre in jeder Beziehung die schlechtere Lösung gewesen. Selbst das "große" Outlook unter Desktop-Windows, an dem Pocket On-Schedule sich augenscheinlich orientiert, was Oberflächen und Benutzerführung betrifft, bietet in mancher Hinsicht weniger Features, z.B. beim Einrichten wiederkehrender Termine. Nachteil von Pocket On-Schedule ist, daß es nicht direkt mit den Outlook-Datenbeständen des Desktop-Rechners synchronisiert werden kann. Vielmehr muß am PC zusätzliche Software installiert, eigens konfiguriert und bei bestehender ActiveSync-Verbindung gestartet werden, um Adreßbuch, Termine, Aufgaben und Posteingang zu synchronisieren. Weiterer Nachteil: Entsprechende Software für MacOS, Linux oder andere Betriebssysteme gibt es nicht, das Synchronisieren der PIM-Daten ist ausschließlich mit Microsoft Windows möglich.


Outlook-Klon mit Feature-Vorteil: Pocket On-Schedule

Eine der größten Stärken des Netbook Pro ist der ungemein ausdauernde 2200mAh Akku. Selbst wer das Display nicht gerade auf Sparflamme ausleuchtet und alle Steckplätze mit Erweiterungskarten bestückt, muß sich um die Laufzeit des Netbook Pro keine Sorgen machen. Konkrete Angaben kann ich leider nicht liefern - sechs Tage Testbetrieb waren nicht genug, den Akku bis auf den letzten "Tropfen" leerzufahren, jedenfalls bei normaler Büronutzung plus den einen oder anderen Sonder-Testparcours. Psion Teklogix scheint dem Stehvermögen des Stromspeichers aber nicht sehr zu trauen. Sinkt die Akkukapazität unter 50%, macht das Netbook Pro bereits darauf aufmerksam, baldmöglichst eine Steckdose aufzusuchen. Glücklicherweise ist die Frequenz, in der diese Hinweisfenster erscheinen, recht großzügig bemessen.

Get connected

Kein Büro ohne Netzwerk, oder gibt's sowas heutzutage noch? Dank PCMCIA, CompactFlash und SD/IO beim Netbook Pro kein Thema. Andererseits: Womit verdient sich das Netbook Pro eigentlich seinen Namen? An "Net" bringt das Gerät nämlich gar nichts mit, noch nicht mal ein eingebautes Modem. Wer LAN, WLAN oder WAN nutzen möchte, kommt um die Anschaffung passender Erweiterungskarten also nicht herum. Immerhin: Die Auswahl an geeigneten Karten ist groß. Das Dilemma fehlender Treiberunterstützung, das CE-Benutzer von Anfang an gequält hat, wurde von Microsoft in der vierten Auflage des Betriebssystems Windows CE wenigstens zum Teil gelöst. Treiber für weit über hundert Peripheriegeräte bietet Microsoft seinen OEM-Kunden. Psion Teklogix hat eine erkleckliche Anzahl ins ROM des Netbook Pro übernommen, insbesondere für LAN- und WLAN-Karten. Damit sollten sich problemlos NIC PC Cards mit dem verbreiteten Realtek 8139-Chipsatz, etliche SMC- und 3com-Karten sowie selbstverständlich die gesamte Riege der alten "NE2000 kompatiblen" in Betrieb nehmen lassen, als Zugabe von Psion Teklogix gibt's zudem Treiber für einige PRISM-basierte WLAN-Karten. Insofern ist der Name "Netbook" wenigstens zum Teil gerechtfertigt.

Keine Verbesserung gab's im neuen Windows CE, was die Client-Administration im Netzwerk betrifft. Wer das Netbook Pro an ein komplettes LAN mit DHCP und Internet-Router anstöpselt, muß an den Default Settings nichts ändern - die Konfiguration erledigt der DHCP-Dienst automatisch. Wer manuell den Netzwerk-Client einrichten muß, muß jedenfalls nicht umlernen - geändert hat sich gegenüber den CE-Vorgängerversionen wenig bis gar nichts. Leider hat sich auch in Sachen Bedienkomfort nichts geändert, wenn es um das Nutzen von Freigaben und Ressourcen im LAN geht. Nach wie vor müssen Netzlaufwerke oder -drucker mühsam über UNC-Pfad verbunden werden (-> FAQ). Immerhin bringt das Netbook Pro (wie bisher alle CE.NET Handhelds) eine Sparversion des Kommandozeilenprogramms NET mit. Über die Eingabeaufforderung und NET USE lassen sich Netzfreigaben auf virtuelle Ordner im Verzeichnis "Netzwerk" legen und damit quasi dauerhaft verbinden.

Ein Wort noch zu drahtlosen Übertragungstechniken: CE.NET 4.2 bringt eigene "Wireless Manager" zur Einrichtung drahtloser Verbindungen über WLAN und Bluetooth mit. Passende Treiber vorausgesetzt findet der Benutzer sich damit stets in der selben Konfigurationsoberfläche wieder, egal welche Karte er verwendet, egal von welchem Hersteller. In der Theorie keine schlechte Idee. Die praktische Umsetzung ist noch sehr Baustelle. Während des siebentägigen Tests veröffentliche Psion Teklogix ein neues ROM-Image (dazu unten mehr) mit einem komplett geänderten Bluetooth Manager. Microsoft hatte nicht etwa nur einige zusätzliche Optionen eingebaut, sondern die gesamte Oberfläche und Benutzerführung geändert. Von einer wirklichen guten Lösung ist auch der zweite Wurf noch weit entfernt, die intuitive Bedienbarkeit incl. Konfigurationsassistent, die etwa die Treiber-Software des Socket Bluetooth Kit bietet, ist immer noch mindestens zwei Ligen höher angesiedelt.


Spartanisch und nicht gerade intuitiv zu bedienen: der Bluetooth Manager

Schlicht mangelhaft ist die IrDA-Unterstützung im Netbook Pro. Im Auslieferungszustand gab es ein grundsätzliches Problem in der IrDA-Konfiguration, das die Schnittstelle annähernd nutzlos machte. Im Betriebssystem-Update ist dieser Fehler behoben. In beiden Versionen fehlt die Konfiguration für ein "Generisches IrDA-Modem", ohne die mobiles Internet via Infrarot und Handy nicht möglich ist. Versierte Benutzer können die notwendigen Registry-Einträge zwar recht leicht selbst erledigen, im Interesse der Mehrzahl der Kunden sollte Psion Teklogix aber schnellstmöglich einen Patch zur Verfügung stellen, bis auch dieses Manko über ein aktualisiertes ROM-Image behoben werden kann.

An weiteren Schnittstellen ist ein proprietärer COM-Port Stecker und ein ebenfalls proprietärer USB-Stecker vorhanden, zu dem der Hersteller immerhin einen Adapter auf USB A mitliefert. Damit läßt sich USB-Peripherie hosten, sofern passende Treiber installiert sind. Microsoft-kompatible Mäuse funktionieren dank mitgeliefertem Treiber auf Anhieb, ebenso viele USB 1.1 Massenspeicher wie Speicher-Sticks oder auch Digitalkameras. Bereits installiert sind zudem Treiber für PCL-Laser- und -Inkjet-Drucker. Canon und Epson bieten Windows CE-Treiber für einige ihrer Printer an, allerdings müssen diese meist mühsam von der japanischen Site des Mutterkonzerns gezogen werden, da die deutschen Dependancen beider Unternehmen von diesem Software-Service gar nichts wissen.

Rüge für Redmond

Verbesserte Treiberauswahl, dafür schlechtere Software-Ausstattung - als HPC 2000-Benutzer bin ich hin und her gerissen, ob das Upgrade Richtung CE.NET sich lohnt. Microsoft scheint wenig Interesse daran zu haben, neben Windows Mobile 2003 für PocketPC und Smartphone, die ja ebenfalls auf CE.NET 4.2 basieren, noch zusätzlich eine Plattform tastaturbedienter Geräte (wieder) zu etablieren. Pocket Word und Pocket Excel gehören - bei allen Schwächen - zur Standardausstattung jedes PocketPC 2003 und reichen für Kleinkram unterwegs allemal, für Nicht-PocketPCs bietet Microsoft nur diese unsäglichen Viewer an. Wie wenig beliebt andere Plattformen in Redmond zu sein scheinen, wie wenig Zeit und Energie in deren Unterstützung gesteckt wird, wird spätestens beim Update des Netbook Pro mit der neuen, deutsch lokalisierten Betriebssystemversion deutlich. Mehr als bloßes Übersetzen der original englischsprachigen Strings für Menüeinträge, Options- und Meldefenstertexte ist nicht passiert. Daß beim Übersetzen Zeichenzahl und Platzbedarf der Texte sich ändern könnte, hat Microsoft offenkundig nicht interessiert. Die Folge: Hinweistexte und Optionsbeschreibungen werden in vielen Fenstern verstümmelt dargestellt. Das ist mitnichten nur ein kosmetisches Problem. In einigen Fällen gerät das Befüllen von Konfigurationsdialogen zum Ratespiel. Daß dies keine generelle Nachlässigkeit des Software-Giganten aus Redmond ist, zeigt Windows Mobile 2003 - da wurden die Übersetzungen sehr wohl überarbeitet, durch Synonyme und Abkürzungen auf die notwendige Länge gestutzt.


Kaum noch zu sehen, geschweige denn anzuklicken ist der unterste Button

Unter Berücksichtigung von Microsofts offenkundigem Unwillen verwundert natürlich auch nicht, daß selbst einfachste Maßnahmen außer Acht gelassen wurden, Nutzern des neuen Windows CE Kompatibilitätsprobleme mit älterer Software zu ersparen. Gut, in dieser Hinsicht hatte Microsoft sich auch bei allen vorangegangenen CE-Generationswechseln nicht mit Ruhm bekleckert. Aber ist es denn wirklich zuviel verlangt dazuzulernen und Kundenbeschwerden ernst zu nehmen? Versierte CE-Nutzer, die sich mit dem Netbook Pro ein aktuelles Gerät holen, sind es gewöhnt, sich die Microsoft Foundation Class-Bibliotheken älterer Versionen  "organisieren" zu müssen, wie gesagt. Umsteiger aus der Psion-Welt dagegen, auf die Psion Teklogix ja offensichtlich hofft, werden sich erst eine Menge Insider-Wissen aneignen müssen, um mit Fehlermeldungen beim Installieren neuer Software richtig umgehen zu können. Wenn schon nicht Microsoft sich dieser Anwender erbarmt, sollte vielleicht Psion Teklogix tätig werden und eine Handvoll zusätzlicher DLLs ins nächste ROM-Update mit aufnehmen.

Jürgen Rothberger
März 2004
(eine aktualisierte Fassung dieses Testberichts vom Juli 2007 gibt es hier)

Unser Dank an dieser Stelle an die Firma WAROK und insbesondere deren Geschäftsführer Dominik Rotzinger für das Zurverfügungstellen des Testgerätes.


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