Mit diesen Schlagworten wurde der HP Jornada
720 Handheld PC beworben. Sie stehen auch groß
auf der Verpackung und dem Benutzerhandbuch. Inwieweit das Gerät diesen
Ansprüchen genügt und was den Benutzer sonst noch erwartet, erfahrt
Ihr in diesem Anwendungsbericht.
Der Jornada (span., sprich: Hornada)
720 von Hewlett Packard ist ein Tastatur-Handheld
mit berührungssensitivem LCD-Farbbildschirm in
halber VGA-Auflösung und Microsoft Windows CE 3.0
Betriebssystem für Handheld PC 2000.
Bauform:
Clamshell, Kunststoffgehäuse, 189 x 95 x 34 mm (510
g)
Betriebssystem:
Microsoft Windows CE 3.0 für Handheld PC 2000 (im
ROM)
Prozessor:
32 Bit StrongARM SA1110 (206 MHz)
Grafikprozessor:
2D-Grafikbeschleunigung
Bildschirm:
16,7 cm LCD-Farbbildschirm, 640 x 240 Pixel, 65.536
Farben
Speicher:
32 MB SDRAM, 51 MHz
Tastatur:
Touch-Type-Tastatur mit integriertem Ziffernblock
(75 Tasten)
Kommunikation:
Internes Modem mit 56 kBit/s, V.90 (RJ-11)
Kartensteckplätze:
1x PC-Card Typ II, 1x CompactFlash Typ I, 1x
Smart Card
Externe Anschlüsse:
1x Seriell (RS-232C), 1x IrDA (115 kBit/s), Kopfhörerbuchse
Hauptbatterie:
7,2 V Lithium-Ionen-Akku (1500 mAh)
Sicherungsbatterie:
3 V Knopfzelle (CR2032)
Der HPC ist etwa 19 cm lang, 10 cm tief und 3,4
cm hoch. Mit diesen Ausmaßen und einem Gewicht
von 510 g kann er zwar kurzzeitig in der
Sakkoinnentasche oder der hinteren Hosentasche
transportiert werden. Für den mobilen Einsatz
unterwegs wird man ihn auf jeden Fall in eine
Aktentasche o.ä. verstauen müssen.
Ich persönlich lege ihn so wie er ist, ohne
eine spezielle Ledertasche oder Kunststoffbox, in
die Aktentasche. Denn nur so ist der von mir benötigte
schnelle Zugriff zur Termin- und
Aufgabenverwaltung, zum Synchronisieren
zwischendurch oder zur Mitname auf die "Baustelle"
gegeben. Das sehr stabile und harte Kunststoffgehäuse
des J720 macht dies problemlos möglich. Ich ärgere
mich nur, daß ich die von mir lange unbemerkt
vorhandene Schutzfolie auf dem "Jornada"-Logo
doch abgeknibbelt habe. Denn lediglich an dieser
Stelle haben sich mit der Zeit ein paar
Gebrauchsspuren (Kratzer) ergeben. Selbst der
Touchscreen sieht nach vier Jahren intensiven
Gebrauchs aus wie neu.
Meine Befürchtung, daß der Klappmechanismus
mit der Zeit ausleiern könnte, hat sich nicht
bewahrheitet. Der Bildschirm steht so fest in der
gewünschten Position wie am ersten Tag.
Lediglich die Federmechanik des aufwendig aufgebauten Stylus hatte
einmal einen Defekt. Diesen konnte ich jedoch mit
ein wenig Glück und viel Geduld wieder
instandsetzen.
Der Stift gehört übrigens zu den Highlights des
Gerätes. Weil er so groß ist. Mit ihm kann das
breite Display des J720 problemlos bedient werden,
ohne daß man gezwungen wäre, die Hand auf der
Tastatur abzustützen.
In diesem Zusammenhang muß ich leider erwähnen,
daß das Display beim Antippen etwas nachgibt.
Dadurch will so mancher Doppelklick nicht
gelingen. Es sei denn, man hält den Bildschirm
mit der anderen Hand stabil fest.
Und schon sind wir beim ersten ärgerlichen
Fehler des Jornada angelangt. Das Problem mit dem
Doppeltippen könnte vermieden werden, wenn man
in der Systemsteuerung die
Doppeltippempfindlichkeit einfach großzügig genug
einstellt. Allerdings vergißt der J720 diese
Einstellung mit der Zeit. Ebenso die Kalibrierung
des Touchscreens. Erschwerend kommt hinzu,
daß das Rekalibrieren nicht immer gelingt. Ob
dies ein spezieller Fehler des HP Jornada 720 ist
oder ob es sich hier um einen frühen Bug der
Plattform HPC 2000 handelt, konnte ich bisher
nicht in Erfahrung bringen.
Im Lieferumfang des J720 findet sich neben dem
Netzteil und einem seriellen Verbindungskabel
auch noch ein Docking-System. Dieses
stellt zusätzlich einen normgerechten USB-Port
zur Verfügung.
Der Jornada 720 hat später noch einen kleinen
Bruder erhalten. Dem HP Jornada 710 fehlt das
interne Modem und die Andockstation. Mit dem
Nachfolgegerät HP Jornada 728 endete leider die
große und erfolgreiche Serie der Palmtopgeräte
von Hewlett Packard. Der Jornada 728 wurde mit
doppelt großem Hauptspeicher (64 MB) hergestellt
und bringt eine entsprechend stärkere
Hauptbatterie mit.
Fazit: Der HP Jornada 720 ist ein robustes und
qualitativ sehr gut verarbeitetes Gerät.
Der HP Jornada 720 war das erste Gerät mit
der auf Windows CE 3.0 basierenden Plattform
Handheld PC 2000. Die Vorgängermodelle Jornada
680 und 690 wurden noch mit der auf Windows CE 2.11
basierenden Plattform Handheld PC Pro 3.0
ausgeliefert.
Da die Plattform H/PC 2000 von Microsoft und
HP's Jornada 720 zeitgleich der Öffentlichkeit
vorgestellt wurden, könnte man meinen, daß das
Betriebssystem und die neuen Anwendungen
vielleicht noch den einen oder anderen nicht
behobenen Restfehler enthalten könnte. Zumal ja das
Betriebssystem erst noch aufwendig vom Hersteller
an das Gerät angepaßt und mit eigenen Treibern
erweitert werden muß. Dies ist in der deutschen
und - soweit ich das weiß - auch in der
englischen Version nicht der Fall. Ganz im
Gegenteil: Als Software-Entwickler kann ich dem HP
Jornada 720 eine saubere und vollständige
Systemintegration bescheinigen.
Das Energiemanagement funktioniert einwandfrei.
Die Benachrichtigungsfunktionen arbeiten
problemlos. Der Zugriff auf die Schnittstellen
geht fehlerfrei vonstatten. Benutzerfehler, wie
daß Herausziehen von Karten während des
Zugriffs, werden korrekt behandelt. Auch die Übersetzung
der Benutzeroberfläche hat HP ohne Mängel an
die Bildschirmauflösung angepaßt.
Ganz fehlerfrei ist der 720 aber natürlich nicht.
Auf diese Bugs gehe ich später bei der
Besprechung der Komponenten fallweise ein.
Auf die Shell und die zur Plattform H/PC 2000 gehörenden
Anwendungen (Pocket Outlook, Pocket Office,
Windows Explorer, Internet Explorer, usw.) möchte
ich hier nicht weiter zu sprechen kommen, da sie sicher
jedem bekannt und ohnehin nicht gerätespezifisch
sind. HP hat jedoch eine Reihe eigener Anwendungen
und Tools mit in das ROM integriert, die eine mindestens kurze
Erwähnung wert sind.
HP Backup ist ein Tool zum
Sichern und Wiederherstellen der Datenbanken oder
komplett aller Daten. Dies funktioniert grundsätzlich
problemlos. Stellt man aber nach einem Hardreset
das System vollständig wieder her, glaubt
ActiveSync, noch nie mit diesem Gerät eine
Synchronisation durchgeführt zu haben und
gleicht gnadenlos alle Datensätze erneut
miteinander ab. Was leider immer doppelte Einträge
zur Folge hat.
HP quick pad ist eine
Anwendung zum schnellen Erfassen von Notizen
unterwegs, die man dann später in Ruhe an die
eigentlichen Anwendungen (Kontakte, Aufgaben,
Datenbank, Word, usw.) weiterleiten kann.
Eigentlich keine schlechte Idee. Ich habe mir
aber immer die Zeit genommen, die Daten direkt in
die jeweiligen Anwendungen einzugeben.
HP Viewer ist ein praktischer
Aufsatz auf die einzelnen Programme von Pocket
Outlook (Aufgaben, Kalender, Kontakte). Der
Viewer stellt die Daten innerhalb einer Oberfläche
jeweils in unterschiedlichen Formen dar. Leider
hat meine Version (2.0.1338.837) einen Fehler,
der ab und zu dafür sorgt, daß im Kalender von
Pocket Outlook die Beschreibungen der Termine
nicht korrekt angezeigt werden.
HP Wählverbindung ist ein
Assistent zum Anlegen und Verwalten von Dialup-Verbindungen,
E-Mail-Konten und Web-Optionen abhängig vom Wählstandort.
Er bringt sehr viele vorkonfigurierte
Zugangsdaten von Providern aus den USA mit. Aber
auch für Nutzer aus Deutschland kann der
Assistent hilfreich sein, wenn man den Komfort
eines standort- oder diensteabhängigen Wählautomaten
nutzen möchte. Denn die Konfiguration über die
von Windows CE bereitgestellten Dialoge ist
wirklich nicht ganz einfach.
Über HP Einstellungen kann
man die Helligkeit und den Kontrast des Displays konfigurieren, die Audio- und Modemlautstärke wählen
und den Klang justieren. Zudem können für das
Display und die Lautstärke Profile definiert
werden. Damit man auf diese häufig gebrauchten
Funktionen einen schnellen Zugriff per Hot-Key
hat, wurde dieses Tool als Einzelanwendung
bereitgestellt und nicht in der Systemsteuerung
versteckt. Für die Selektion der einzelnen
Profile gibt es feste Tastenkombinationen.
Mit dem Tool HP Hot-Keys können
die elf zusätzlichen Schnellwahltasten der
Tastatur mit beliebigen Programmen verknüpft
werden. Auch die vier festen Symbole rechts neben
dem Bildschirm können neu definiert werden.
Mit HP Sicherheit kann man
den Zugriff auf das Gerät per Kennwort schützen
(mit Erinnerungsfunktion). Die Zugriffe können
auch protokolliert werden. Für Geschäftskunden
ist ein Zugangsschutz per Smart Card vorgesehen.
Dazu ist jedoch ein weiteres Tool erforderlich,
bei dem nicht klar ist, ob es jemals ausgeliefert
wurde.
HP Informationsaustausch ist
ein PlugIn für Pocket Office, über das man
einzelne Objekte per IrDA an Geräte, die nicht
auf Windows CE basieren (z.B. Palm), übertragen
bzw. von diesen empfangen kann.
Neben den HP-Anwendungen wird noch die
Finanzanwendung OmniSolve von LandWare
mitgeliefert.
Die Java Virtual Machine HP ChaiVM fehlt leider
auf deutschen Geräten.
Fazit: Das Betriebssystem ist
sehr stabil. Datenverluste durch Abstürze sind
nicht zu erwarten. Sie sind auch durch das Backup-Tool
und den Sicherheitsfunktionen gut geschützt. Die
anderen Tools und Hot-Keys wurden hinzugefügt,
um mit dem Gerät noch schneller und einfacher
arbeiten zu können. Ob sie wirklich hilfreich
sind, kann ich leider nicht beurteilen, da ich
aus Gewohnheit z.B. immer noch erst das Gerät
einschalte und den langen Weg über das Startmenü
gehe, statt den Rechner samt Programm einfach mit
dem entsprechenden Hot-Key zu starten.
Wurde beim Jornada 680 und 690 noch ein SuperH-Prozessor
(SH-3) mit 133 MHz eingesetzt, so steckt im 720
wie beim Jornada 820 ein StrongARM-Prozessor (SA1110),
der deutlich leistungsfähiger und stromsparender ist.
Er wird beim J720 mit 206 MHz getaktet. Damit steht ausreichend Rechenleistung für flüssiges
und langes Arbeiten zur Verfügung.
Auch wenn die ersten Handheld PCs nur auf
Basis der Prozessorarchitekturen MIPS und SuperH
hergestellt wurden, mangelt es nicht an zusätzlicher
Software für die ARM-Architektur. Allein der große
Erfolg des HP Jornada 720 trug sicher mit dazu bei,
daß kein Softwareentwickler diese Architektur
unberücksichtigt lassen konnte. Es gab und es
gibt immer noch viele Webseiten im Internet, die
sich speziell mit dem J720 beschäftigen und große
Linksammlungen zu Software anbieten.
Fazit: Die Leistung des
StrongARM ist für den normalen Office-Einsatz
mehr als ausreichend. Es steht eine Vielzahl an
ARM-kompatibler Software zur Verfügung.
Der CPU wurde eine GPU mit 2D-Grafikbeschleunigung
zur Seite gestellt. Es handelt sich
wahrscheinlich um den Chip S1D13506 von EPSON. Vom Gefühl her und den technischen Daten wird
nicht allzuviel "beschleunigt".
Minimiert man z.B. eine Anwendung, kann man schön
sehen, wie auf dem Desktop ein Symbol nach dem
anderen gezeichnet wird. Auch sonst könnte der
Bildschirmaufbau gerne etwas schneller sein. Dem
Datenblatt ist zu entnehmen, daß lediglich ein
paar BitBlt-Funktionen (Block Transfer - Übertragung
von rechteckigen Daten) den direkten Zugriff auf
den Bildschirmspeicher erhalten.
Erfahrungen mit schnellen Spielen habe ich
keine sammeln können. Ich habe lediglich HPC
Doom getestet. Dieses Programm, welches speziell
an den J720 angepaßt wurde und seine
Grafikausgabe direkt ins Video-RAM leiten kann, läuft
überraschend flüssig. Auch die Wiedergabe von Filmen bzw. Videoclips
habe ich nicht getestet. Dieser Anwendungsbereich
gehört auch nicht zum Einsatzzweck des Jornada
720.
Fazit: Hier möchte ich
lediglich auf die Benchmark-Ergebnisse hinweisen.
Das Display ist gar nicht so schlecht, wie
viele behaupten. OK, es ist ein mattes, langsames
DSTN-Display mit ungleichmäßiger
Hintergrundbeleuchtung, auf dem man bei
Tageslicht kaum noch etwas erkennen kann und das bei
Grafiken die Farben völlig verfälscht darstellt. Zudem ist es nur 240 Bildpunkte hoch und bei
einer Breite von 640 Punkten auf 15 cm sieht man
jeden Pixel einzeln.
Womit wir eigentlich schon bei einem Vorteil sind.
Alle Dialogelemente und Beschriftungen sind
hervorragend zu erkennen. Insbesondere
Textverarbeitung macht auf dem J720 Spaß. Hier
kann man beliebig den Schriftgrad und die
Zoomstufen wechseln, ohne daß die Ergonomie
leidet. Lediglich das Editieren über Absätze hinweg ist wegen der zu geringen Bildschirmhöhe
sehr mühsam.
Auch das Surfen mit dem Internet-Explorer ist meist problemlos möglich. Breitere Seiten
braucht man oft nur einmal mit den Cursortasten
auf den gewünschten Frame justieren. Die
Webseite kann man anschließend bequem mit der
Leertaste von oben nach unten durchrollen. Auf
speziell für PDAs optimierte Webseiten ist man
nicht angewiesen.
Mit den Displayprofilen und den Einstellungen
für Helligkeit und Kontrast sollte man sich
ruhig etwas intensiver beschäftigen und die
Einstellungen öfter kontrollieren.
Hierdurch kann die Darstellungsqualität
optimiert und die Batterielaufzeit
deutlich verlängert werden.
Leider wird mit dem Kontrastregler auch die
Farbwiedergabe beinflußt. Richtig kräftige
Farben können mit dem LCD-Display nicht
dargestellt werden. Bei grafikintensiven Spielen
kommt daher auf dem Jornada 720 kaum Spaß auf. Für
die Kontrolle oder Nachbearbeitung von Bildern
ist der Jornada ebenfalls nicht geeignet.
Nach dem Einschalten benötigt die
Hintergrundbeleuchtung ein paar Sekunden, bis sie
die volle Leuchtkraft erreicht. Dies fällt dann
etwas negativ auf, wenn man das Gerät abends
Zuhause das letzte Mal verwendet hatte und dann
tagsüber im Büro bei hellem Leuchtstoffröhrenlicht
das erste Mal wieder einschaltet (um schnell eine
Information abzurufen).
Fazit: Während die Breite
des Bildschirmes völlig ausreichend ist, schränkt die mit nur 240 Punkten viel zu knappe Höhe
erheblich die Übersicht ein und erschwert
dadurch das Arbeiten. Für den mobilen Einsatz zuhause, im Büro oder draußen bietet der J720
zwar unterschiedlich definierbare Profile an.
Dennoch muß man die Displayeinstellungen oft
korrigieren, will man eine gute und ergonomische
Darstellung sicherstellen.
Im HP Jornada 720 stehen 32 MB SDRAM als
Hauptspeicher vollständig zu Verfügung. Dieser
Hauptspeicher wird vom Betriebssystem in
Programmspeicher und Datenspeicher aufgeteilt.
Der Benutzer kann die Zuteilung beliebig
definieren. Mit den Werkseinstellungen stehen
jeweils 16 MB Arbeitsspeicher zur Ausführung von
Programmen und 16 MB als Massenspeicher zum Ablegen von Dokumenten und zum Nachinstallieren
zusätzlicher Programme zur Verfügung.
Die 16 MB Arbeitsspeicher reichen für die
mitgelieferten Anwendungen völlig aus. Sollte
ein nachinstalliertes Programm dennoch mal
mehr Speicher benötigen, so kann die Aufteilung
des RAM im laufenden Betrieb nach Bedarf verändert werden. Eine dynamische Anpassung konnte ich
bisher aber noch nicht beobachten.
Da alle Daten im Datenspeicher komprimiert
abgelegt werden, steht somit etwa die doppelte
Menge an Speicherplatz zur Verfügung. Es können
also noch viele zusätzliche Anwendungen und
Tools nachinstalliert werden. Müssen größere
Dokumente oder Datenbanken bearbeitet werden, können
diese auch auf externen Speicherkarten abgelegt
werden.
Wenn man eine längere Zeit mit dem Gerät
gearbeitet hat, wird man feststellen, daß der
freie Arbeitsspeicher mit der Zeit immer weniger wird. Das liegt daran, daß der Programmcode von
Systembibliotheken nicht vollständig im ROM
ausgeführt werden kann und bei Bedarf ins RAM
kopiert werden muß. Da es sich um gemeinsam
genutzten Code handelt, wird er erst dann wieder
freigegeben, wenn der Speicher knapp wird. Wen
das stört, der kann jederzeit das Gerät zurücksetzen
bzw. einen Softreset durchführen. Dadurch wird der
Arbeitsspeicher vollständig gelöscht, während
der Datenspeicher erhalten bleibt. Manchmal macht
die Installation oder Deinstallation einen
Softreset erforderlich. Darüber hinaus gab es für
mich aber noch keinen Grund, das Gerät zurückzusetzen.
Fazit: Man muß sich nach
einer gewissen Zeit Gedanken über die
Organisation der eigenen Daten machen. Dann kann
man mit den 32 MB RAM gut auskommen. Eine zusätzliche
CompactFlash-Speicherkarte ist schon allein für
die regelmäßige Datensicherung unerlässlich.
Bei der geringen Fläche, die für die
Tastatur zur Verfügung steht, muß der
Hersteller entscheiden, ob er wenige große
Tasten mit entsprechender Mehrfachbelegung
anbietet oder das Standard-Layout mit entsprechend
kleineren Tasten verwendet. Beim HP Jornada 720
wurde die zweite Variante gewählt. Nur wenige
Symbole wurden auf anderen Tasten mit
untergebracht, die bei einer Desktop-Tastatur
einzeln vorhanden sind. Somit bleibt dem Nutzer
erspart, ständig die Funktionstaste (AltGr) zu
verwenden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anordnung
der Tasten. Insbesondere im Bereich um die Cursortasten finden
sich auf dem Markt viele eher unglückliche Lösungen. Dies wurde beim J720 wirklich sehr
gut gelöst. Alle Tasten liegen dort, wo man sie
vermutet. Die Entf-Taste wurde zum schnellen
Editieren direkt neben den Cursortasten plaziert.
Leider fehlt die Einfügen-Taste, was allerdings
bei Handheld PCs üblich zu sein scheint. Lediglich die Taste
mit dem Gradzeichen und dem Zirkumflex wurde
direkt links neben der Leertaste platziert. Hier
müßte man ggf. etwas suchen. Allerdings kommen
diese Zeichen auch nur sehr selten zum Einsatz.
Wie gut lassen sich nun mit den kleinen Tasten
längere Texte schreiben? Ich habe diesen
Erfahrungsbericht komplett auf dem Jornada verfaßt
und es hat wirklich gut funktioniert. Das hat
mich selbst etwas überrascht, da ich früher öfters
entnervt aufgegeben habe. Was allerdings immer
daran lag, daß das Editieren aufgrund der
geringen Bildschirmhöhe sehr umständlich ist. Aber auch das bloße Eingeben von Text geht
selbst mit etwas Übung nicht fehlerfrei
vonstatten. Wegen den kleinen Tasten vertippt man sich
überdurchschnittlich oft, häufige
Korrekturen sind somit erforderlich.
An den Tasten selbst kann ich eigentlich keine
Mängel feststellen. Sie fühlen sich zwar recht
glatt und wackelig an, lösen aber immer sicher
aus. Lediglich die Leertaste ärgert mich ständig.
Diese spricht bei meinem Gerät nur dann korrekt an, wenn sie genau mittig heruntergedrückt wird.
Über die Haltbarkeit der Tasten braucht man
sich keine Sorgen machen. Meine Befürchtungen,
daß die Einschalttaste und die am häufigsten
verwendeten Cursurtasten (Hoch/Herunter)
irgendwann ausleiern, blieben bisher unbegründet.
Der HP Jornada 720 kann übrigens auch durch
Betätigen einer der bereits erwähnten elf One-Touch Hot-Keys
eingeschaltet werden. Für diese frei
definierbaren Anwendungstasten wurde eine halbe
Tastenreihe oberhalb des Tastenfeldes reserviert.
Funktionstasten (F1, F2, F3, usw.) stellt der J720
nicht zur Verfügung.
Betätigt man die mittlere Hot-Key-Taste
zusammen mit der Alt-Taste, kann man bei längeren
Arbeitspausen oder während der Wiedergabe von
Audiodaten die Hintergrundbeleuchtung des
Bildschirms unmittelbar ausschalten. Bei dieser
wirklich praktischen Funktion zum Energiesparen hätte
ich mir eine einfachere Tastenkombination gewünscht.
Fazit: Bezogen auf die Größe
des Tastenfeldes ist die Tastatur gar nicht mal
so schlecht. Für Vielschreiber mit
Zehnfingersystem ist sie sicher ein Alptraum. Mit
zwei Fingern kann man aber durchaus auch längere
Texte verfassen. Allerdings muß man sich darauf
einstellen, viele Tippfehler zu korrigieren.
Das interne V.90-Modem hatte ich früher häufig
genutzt, um zuhause schnell mal eine Information
im Internet abzurufen (ohne den Desktop-Rechner
zeitaufwendig hochzufahren) oder im Büro meine
privaten E-Mails abzufragen (so denn ein analoger
[Fax-] Anschluß bereit stand). Der Anschluß über
die RJ-11-Buchse am Jornada ist problemlos möglich
und das Modem stellte immer eine saubere
Verbindung her. Allerdings bei meinem Gerät nur
im Batteriebetrieb. Bei angeschaltetem
Netzadapter kam nie eine Verbindung zustande. Ob
dem J720 hier nur ausreichende Glättungskondensatoren
fehlen oder ob ein genereller Fehler vorliegt,
kann ich nicht sagen. Ich habe den Jornada immer
nur mit dem mitgelieferten Netzadapter betrieben.
Fazit: Das interne Modem
stellt einen erfreulichen Mehrwert des Jornada
720 dar. Durch aktuelle Kommunikationswege, wie
Handy oder Wireless LAN kann evtl. darauf verzichtet werden. Dann wäre der Jornada 710
eine gleichwertige und in der Regel billigere Alternative zum 720.
Der CompactFlash-Steckplatz vom Typ I befindet
sich im Boden des J720 und ist über ein
Klappdeckel zu erreichen. Dadurch bietet sich
dieser Steckplatz nur zur Aufnahme von
Speicherkarten an.
Kommunikationsgeräte mit CompactFlash-Schnittstelle,
die eine Antenne oder Anschlußbuchse aufweisen und deshalb
über stehen,
können nur im PC-Card-Steckplatz mit
entsprechendem Adapter (PCMCIA zu CF) betrieben
werden.
Man mag es kaum glauben. Aber eine PCMCIA-Karte
vom Typ II verschwindet vollständig im PC-Card-Steckplatz
des Jornada. Durch diese seitlich am Gerät
herausgeführte Schnittstelle kann der J720 mit
einer Vielzahl an Karten und Geräten erweitert
werden.
So gibt es Adapter für beliebige
Speicherkarten (z.B. 4in1-Adapter), VGA-Adapter,
Kameramodule, Netzwerkkarten, WLAN-Karten, GSM-Module,
usw.). Man muß nur sicherstellen, daß für das
entsprechende Gerät ein Treiber für Windows CE
3.0 zur Verfügung steht. Dies ist bei Windows CE
3.0 jedoch wahrscheinlicher als bei Handheld PCs
mit früheren Versionen (2.0 bzw. 2.11).
Der Kartenleser für Smart Cards oberhalb des
PC-Card-Steckplatzes dient als Zugangsschutz für
Geschäftskunden. Wie bereits weiter oben erwähnt,
wird dazu ein weiteres Tool von HP benötigt (zur
Zertifikatsverwaltung?), welches scheinbar nie
ausgeliefert wurde. Da HP auch nie eine
Programmierschnittstelle für diesen Kartenleser
veröffentlicht hat, blieb er bis heute für
jeden Nutzer ohne Funktion.
Fazit: Das man den
CompactFlash-Steckplatz nur mit Speichermedien
verwenden kann, ist zu verschmerzen. Denn um den
Einsatz einer solchen Speicherkarte kommt man erfahrungsgemäß sowieso nicht herum. Mit dem PC-Card-Steckplatz
hat man eine einfach nutzbare Schnittstelle zur
Verfügung, die viele Möglichkeiten zur
Funktionserweiterung des Jornada bereitstellt.
Der HP Jornada 720 besitzt eine
herstellerspezifische Steckbuchse, über die
Verbindungen zum Desktop-PC oder anderen
Peripheriegeräten hergestellt werden können.
Ohne zusätzliche Elektronik wird eine
serielle RS-232C-Schnittstelle bereitgestellt.
Ein entsprechendes Verbindungskabel ist im
Lieferumfang des J720 enthalten. Als Zubehör ist
ein Adapter mit 9-poliger SUB-D-Buchse erhältlich.
Ein USB-Kabel und ein Adapter mit Parallelport
ist ebenfalls als Zubehör erhältlich.
Der USB-Anschluß wird aber auch über das
Docking-System bereitgestellt. Das Abgleichen über
ActiveSync geht darüber deutlich schneller vonstatten. Die von einem USB-Anschluß gewohnt hohe
Geschwindigkeit wird jedoch nicht erreicht.
Über den SIR IrDA-Infrarotport können
Verbindungen zu anderen Handhelds, Handys,
Drucker oder zu einem Laptop bzw. Desktop PC
hergestellt werden. Dies funktionierte anfangs
ohne Probleme, bei meinem Gerät scheint der
Transceiver jedoch jetzt defekt zu sein.
Die 3,5 mm Kopfhörerbuchse am J720 habe ich
noch nie genutzt. Die Audioausgabe über den
Lautsprecher im Boden ist laut und deutlich und
verzerrt bei voller Lautstärke erst, wenn man
die Bässe über 66 Prozent anhebt.
Einige Geräte der Jornada 720-Serie haben das
Problem, daß manchmal bei niedrig eingestellter
Lautstärke die Audioausgabe ausfällt. Erhöht
man die Lautstärke oder drückt fest auf den Geräteboden,
so ist der Klang wieder hergestellt. Ich vermute,
daß der Lautsprecher nicht fest mit der Platine
verlötet ist und die Störungen durch eine
Oxidschicht auf den Verbindungskontakten
hervorgerufen werden.
Die Audioaufnahme mit dem integrierten
Mikrofon ist sehr gut. Für die Wiedergabe sind
vorne am Handheld drei Spezialtasten (Lauter,
Leiser, Wiedergabe/Pause) vorhanden. Diese können
vor ungewollter Betätigung geschützt (festgesetzt)
werden. Diese Tasten können mit Bordmitteln
leider nicht umdefiniert werden, z.B. um die
Aufnahmetaste schnell zu erreichen.
Fazit: Der J720 stellt alle
klassischen Schnittstellen zur Verfügung. Manche
leider nur über Zubehörartikel. Moderne
Funkverbindungen (Bluetooth, Wireless LAN) können
bei Bedarf über den PC-Card-Steckplatz nachgerüstet
werden.
Die austauschbare Lithium-Ionen-Batterie hat
eine Nennspannung von 7,2 V und eine Kapazität
von 1500 mAh. Damit sind in Kombination mit den
stromsparenden Hardwarekomponenten und den 32 MB
SDRAM lange Batterielaufzeiten gewährleistet.
Da das Gerät auch im Standby nicht
unerheblich viel Strom zum Erhalt des
Hauptspeichers verbraucht, kann ich hier keine
repräsentativen Angaben zur Laufzeit pro
Batterieladung machen. Zumal ich inzwischen den
größeren Akku (1960 mAh) des HP Jornada 728
verwende. Beim kontinuierlichen Schreiben und
Testen für diesen Bericht draußen auf der
Terrasse mit voll aufgedrehter
Hintergrundbeleuchtung habe ich mit einer
Batterieladung 13 Stunden arbeiten können (Was
mich sehr überrascht hat!). Das Gerät befand
sich dabei nicht länger als zwei Tage im Standby.
Fazit: Ein Fazit speziell zum
HP Jornada 720 kann ich mangels Vergleichsgeräte
nicht aussprechen. Zudem ist der Energiebedarf
sehr stark von der Nutzung des Gerätes und der
verwendeten Peripherie abhängig. Die
Batteriekapazität ist auf jeden Fall angemessen
dimensioniert.
Die Backup-Batterie, eine teure 3 V Knopfzelle
vom Typ CR2032, erhält ein eigenes Kapitel, da
sie bei mir inzwischen für die höchsten
Betriebskosten sorgt.
Ihre einzige Aufgabe ist es, das RAM
kurzzeitig weiter mit Spannung zu versorgen, wenn
die Hauptbatterie gewechselt wird. Sollte die
Hauptbatterie einmal völlig entleert werden,
dann ist kurze Zeit später auch die
Hilfsbatterie leergesaugt (und alle Daten gehen
verloren). Da diese Knopfzelle nicht
wiederaufladbar ist, fällt eine neue an.
Andernfalls wird man ständig vom Betriebssystem
auf die leere Backup-Batterie hingewiesen.
Anfangs ist es mir sehr häufig passiert, daß
die Hauptbatterie vollständig entladen wurde.
Das lag daran, daß die Benachrichtigungs-Leuchte
(LED) solange geblinkt hatte, bis sie über einen
Tastendruck gelöscht wurde. Hat man dieses
Blinksignal nicht bemerkt, wurde durch diese LED
relativ schnell der Hauptakku entladen. Wurde die
Batterie nach der Zwangsabschaltung nicht schnell
wieder aufgeladen, war es dann auch um die
Sicherungsbatterie geschehen. Seit ich die
Benachrichtigung per Blinksignal in jeder
Anwendung abgeschaltet habe, ist dies nicht mehr
erfolgt.
Derzeit kämpfe ich jedoch mit der natürlichen
Entladung im Standby. Denn für meine Termin- und
Adressverwaltung verwende ich jetzt
praktischerweise einen Pocket PC. Den Jornada
nutze ich nur noch bei Terminen außer Haus, um
vor Ort Zugriff auf Datenbanken, Excel-Tabellen
und Notizen zu haben. Bei derart unregelmäßiger
Nutzung kann es dann schon vorkommen, daß
man mal vergißt, das Gerät rechtzeitig aufzuladen.
Schlußfazit
Wenn man den HP Jornada 720 wie ich meist
geschäftlich nutzt (Office-Anwendungen), ist er
ein hervorragendes, vollständiges und leistungsfähiges
Hilfsmittel. Aber auch im privaten Umfeld kann er
mit der richtigen Software als schnelles
Informations- und Unterhaltungsinstrument
verwendet werden. Eine Multimediamaschine ist der
J720 jedoch nicht.
Wie verhält es sich nun mit den in der Überschrift
angegebenen Schlagworten?
Schnell: Hewlett Packard hat
sich mit der Tastatur und den eigenen Anwendungen
wirklich sehr viel Mühe gegeben, daß man mit
dem Gerät sehr schnell Zugriff auf seine Daten
erhält und seine Arbeit erledigen kann. Der
ausreichend schnelle Prozessor sorgt ebenfalls für
zügiges Arbeiten.
Sicher: Hier fällt der
Zugriffsschutz per Kennwort und das Backup-Tool
positiv auf. Die Gefahr von Datenverlust bei
einem RAM-basierten Speicherkonzept ist ein
hausgemachtes Problem von Microsoft. Lösungsansätze
wurden erst spät bereitgestellt, so daß man HP
hier keine Vorwürfe machen kann.
Verbindungen: Dank des PC-Card-Steckplatzes
und den vielen anderen Schnittstellen, gibt es
kaum eine Situation, bei der man keine Verbindung
zu einem anderen Gerät aufbauen oder seine Daten
sonstwie übertragen könnte.
9. September 2005
Wolfgang Rolke
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